Pseudowissenschaftler wie Ziegelphysiker machen immer wieder die gleichen
Denkfehler. Da es ein "bißchen" mühsam ist, in endlosen Diskussionen immer wieder neu zu erklären,
wo der Fehler liegt, stelle ich hier eine kleine Referenzliste zur Verfügung.
Es handelt sich um Texte aus dem Internet (teils frei übersetzt), die ich
zusätzlich noch mit zahlreichen Links versehen habe, auf die direkt verwiesen werden kann
(kopieren Sie die Links mittels Rechtsklick auf den Link, "Verknüpfung kopieren").
Die Mehrzahl der pseudowissenschaftlichen Behauptungen dürfte sich
so mittels einer kurzen Anmerkung und einem Verweis auf den entsprechenden Unterpunkt auf
dieser Seite entkräften lassen.
(Freie Übersetzung des Textes
Top 10 Traits of the Pseudoscientist aus dem Internet)
Die Gesellschaft erbrütet gerade eine neue Art von "Intellekt": Den
Pseudowissenschaftler. Zu faul, echte Arbeit zu leisten, um ein Thema
zu erforschen, ist der Pseudowissenschaftler mit starker Neugier, einem
aufgeblasenen Ego, und einer Dosis von Paranoia gegenüber Autoritäten
bewaffnet. Kombiniert mit seinem flickerlteppichartigem Zugang zu
Medien-gefilterten wissenschaftlichen "Tatsachen" (sofern Sie noch als
solche bezeichnet werden können, nachdem die Medien sie aufbereitet
haben) und seinem Wunsch nach Profit, stellt der Pseudowissenschaftler
mit gewisser Wahrscheinlichkeit die neue Gefahr von morgen bezüglich
der Bewahrung des Wissens dar.
Sie könnten ein Pseudowissenschaftler sein, wenn:
Top1. Sie glauben, daß Ihre Lektüre der Artikeln Ihrer Regionalzeitung den
notwendigen Hintergrund liefert, um mit promovierten Wissenschaftlern
zu argumentieren.
Top2. Sie denken, daß "echte" Wissenschaft meistens in Garagen oder in
Hobbyräumen entwickelt wird.
Top3. Sie denken, daß Wissenschaftler sich ändernden Paradigmen gegenüber
inflexibel sind (um eines der Lieblingswörter des
Pseudowissenschaftlers zu verwenden).
Top4. Sie denken die Regierung, Großbetriebe, oder traditionelle
Wissenschaftler haben sich verschworen, um zu Verhindern, daß die
Pseudowissenschaftler die "Wahrheit" dem Rest der Welt offenbaren,
motiviert durch Filme wie "Außer Kontrolle" ("Chain Reaction").
Top5. Sie denken, daß Wissenschaft lediglich dazu dient, neue Geschäfte zu
initiieren und Geld zu verdienen.
Top6. Sie denken, daß es cool ist, unmöglich-klingende Behauptungen in den
Medien zu verkünden, und zwar ohne peer-review-Prozeß (siehe auch #4
oben), ohne klärende Diskussion, und ohne andere legitimierende
Vorgehensweisen. Sie glauben möglicherweise, daß das Patentamt ein
legitimierender Prozeß ist, wenn es nicht in Verschwörung mit #4 oben
ist.
Top7. Sie zielen darauf ab, in einer Einstein-artigen Revolution der
Gedanken und des universellen Verständnisses die Wissenschaft auf den
Kopf zu stellen, und all das basierend auf zwei Jahren Physikunterricht
am Gymnasium, sowie einer Ausgabe des PM-Magazins.
Top8. Sie denken, daß in hohem Grade verdächtiges Verhalten in
Wirklichkeit nur die Art und Weise ist, auf die sich Leute vor
intellektuellem Diebstahl schützen.
Top9. Ihr Ego ist groß genug, der Welt zu erklären, daß deren Verständnis
des Universums immer falsch gewesen ist, und Ihr fantastisches,
undokumentiertes, nicht verifiziertes, nicht aufgezeichnetes, und nicht
reproduzierbares Experiment beweist es.
Top10. Ihr Hochschulgrad (wenn Sie einen haben) und Ihre
pseudowissenschaftlichen Interessen haben absolut nichts gemeinsam. Zum
Beispiel mögen Sie über Kernfusion mit einem promovierten Kernphysiker
argumentieren (und Ihren Ego aufblasen, indem Sie dies tun), während
Ihre einzige Auszeichnung darin besteht, ein zertifizierter Taxifahrer
zu sein.
(Freie Übersetzung des Textes
Distinguishing Science and Pseudoscience
von Dr. Rory Coker, Physik-Professor an der Universität von Texas.)
Die Wort "pseudo" bedeutet unwahr, unecht, falsch. Die sicherste Weise, eine
Fälschung zu erkennen, ist soviel wie möglich über den echten
Gegenstand der Betrachtung -- in diesem Fall, über die Wissenschaft selbst -- zu wissen.
Wissenschaft zu kennen bedeutet nicht einfach wissenschaftliche Tatsachen
zu kennen (wie den Abstand von der Erde zur Sonne, das Alter der
Erde, die Unterscheidung zwischen Säugetier und Reptil,
usw.). Es bedeutet, die Natur der Wissenschaft zu verstehen --
die Kriterien für Belege, das Design aussagefähiger Experimente, das
Abwiegen von Möglichkeiten, das Prüfen von Hypothesen, das Testen von
Hypothesen, die zahlreichen Aspekte wissenschaftlicher Methoden, die es möglich
machen, zuverlässige Schlußfolgerungen bezüglich des materiellen Universums
zu ziehen.
Weil die Medien uns mit Unsinn bombardieren, ist es nützlich, sich
Gedanken über die Erkennungsmerkmale der Pseudowissenschaft zu machen.
Das Vorhandensein von auch nur eines einzigen dieser Erkennungsmerkmale
sollte großes Misstrauen wecken.
Andererseits kann Material, das keinen dieser Fehler ausweist,
dennoch Pseudowissenschaft sein, weil ihre Anhänger jeden Tag
neue Methoden erfinden, sich zu täuschen. Die meisten der Beispiele in
diesem Artikel stehen in Zusammenhang mit dem Gebiet der Physik, aber
ähnliche Überzeugungen und Verhaltensweisen finden sich auch
im Zusammenhang mit Iridologie, medizinischer
Astrologie, Meridian-Therapie, Reflexologie,
Subluxations-basierter Chiropraktik, therapeutischer Berührung, und
anderen Gesundheits-bezogenen Pseudowissenschaften.
#1
Pseudowissenschaft zeigt sich gleichgültig gegenüber Fakten
Anstatt sich damit aufzuhalten, Referenzliteratur zu konsultieren
oder direkte Untersuchungen anzustellen, rasseln Pseudowissenschaftler
einfach falsche "Tatsachen" herunter, wo gerade nötig.
Diese fiktiven Tatsachen sind häufig ein zentrales Element der
Argumentationslinie und der Schlußfolgerungen des Pseudowissenschaftlers.
Außerdem
revidieren Pseudowissenschaftler selten. Die Erstausgabe eines
pseudowissenschaftlichen Buches ist fast immer auch die letzte,
obwohl das Buch für Dekaden oder sogar Jahrhunderte im Druck bleibt.
Sogar Bücher mit
offensichtlichen Fehlern, Irrtümern, und Druckfehlern auf jeder Seite
können neu gedruckt werden, wie sie sind, wieder und wieder. Vergleichen Sie
dieses mit wissenschaftlichen Lehrbüchern, die alle paar Jahre neu
aufgelegt werden, weil sich neuen Tatsachen und der Einsichten so rapide ansammeln.
#2
Pseudowissenschaftliche "Forschung" ist stets nachlässig.
Pseudowissenschaftler schneiden Zeitungsartikel aus,
sammeln Hörensagen, zitieren andere
pseudowissenschaftliche Bücher, und studieren alte religiöse oder mythologische
Arbeiten. Eine unabhängige Untersuchung zur Überprüfung ihrer Quellen
machen sie selten oder nie.
#3
Pseudowissenschaft beginnt mit einer Hypothese -- normalerweise eine, die
emotional ansprechend und spektakulär implausibel ist -- und sucht dann nur
nach Dingen an, die den Anschein haben, die Hypothese zu stützen.
Widersprüchliche Belege werden ignoriert. Im Allgemeinen kann man sagen,
daß es das Ziel der Pseudowissenschaft ist, tiefverwurzelte
Überzeugungen zu rationalisieren, und nicht etwa, alternative
Möglichkeiten zu erforschen oder zu prüfen.
Pseudowissenschaft spezialisiert sich darauf, zu kongenialen
Schlußfolgerungen zu springen, ideologische Messer zu wetzen, und
an vorgefasste Ideen und weitverbreitete Mißverständnisse zu appellieren.
#4
Pseudowissenschaft zeigt sich gleichgültig gegenüber
den Kriterien für gültige Belege
Der Schwerpunkt liegt nicht auf sinnvollen,
kontrollierten, und wiederholbaren wissenschaftlichen Experimenten,
sondern auf nicht verifizierbaren Augenzeugenberichten,
Geschichten und Lügengeschichten, Hörensagen, Gerüchten und zweifelhaften Anektoden.
Echte wissenschaftliche Literatur wird entweder ignoriert oder
falsch interpretiert.
#5
Pseudowissenschaft verlässt sich weitgehend auf subjektive Validierung
Hans Luftikus stürzt die Götterspeise auf seinen Kopf und seine Kopfschmerzen
gehen weg. Für den Pseudowissenschaftler bedeutet dies,
daß Götterspeise Kopfschmerzen kuriert. Für den Wissenschaftler
bedeutet dieses nichts, da kein Experiment durchgeführt wurde.
Viele Sachen ereigneten sich, als die Kopfschmerzen von Hans Luftikus
verschwanden -- es war Vollmond, ein Vogel
flog über seinen Kopf, das Fenster war offen, Herr Luftikus hatte sein
rotes Hemd an, etc. -- und seine Kopfschmerzen wären letztendlich
ohnehin sicher verschwunden, so oder so. Ein kontrolliertes
Experiment würde viele Leute, die unter Kopfschmerzen leiden,
unter identische Umstände untersuchen, identisch natürlich
mit Ausnahme des Vorhandensein bzw. des Fehlens des zu
überprüfenden Heilmittels, und die Resultate
vergleichen, welche dann zumindest die Chance hätten,
aussagekräftig zu sein. Viele Leute denken, daß an der
Astrologie etwas dran sein muß, weil ein Zeitungshoroskop sie tadellos
beschreibt. Eine genauere Prüfung würde jedoch aufdecken, daß die
Beschreibung allgemein genug ist, praktisch jeden abzudecken. Dieses
Phänomen, genannt subjektive Validierung, ist eine der
Grundlagen dafür, daß Pseudowissenschaft überhaupt unterstützt wird.
#6
Pseudowissenschaft hängt von willkürlichen Konventionen der
menschlichen Kultur ab, anstatt von unabänderlichen Mustern der
Natur.
Beispielsweise hängen die Deutungen der Astrologie von
Namen ab, die zufällig und von Kultur zu Kultur
verschieden sind. Hätten die Menschen der Antike
dem Planeten, den wir Jupiter nennen, den Namen Mars gegeben,
und umgekehrt, so störte dies Astronomie
aber auch gar keiner Weise, während die Astrologie
auf den Kopf gestellt würde, da sie nur von Namen abhängt und aber auch
gar nichts mit den physikalischen Eigenschaften der Planeten selbst zu tun hat.
#7
Pseudowissenschaft reduziert sich stets selbst zur
Absurdität, wenn sie nur beherzt genug betrieben wird.
Es könnte ja sein, daß Wünschelrutengänger das
Vorhandensein des Wassers oder der Mineralien unter einem Feld spüren, aber
fast alle erheben den Anspruch, nach einer Karte genauso gut
wünscheln zu können! Es könnte ja sein, daß Uri Geller hellseherische Gaben hat,
aber wird im seine Energie wirklich mittels einer
Richtfunkstrecke über eine fliegende Untertasse vom Planeten Hoova zugestrahlt, wie
er behauptet hat? Es könnte ja sein, daß Pflanzen hellsehen können,
aber warum reagieret eine Schüssel Schlamm, genau in der
gleichen Weise, im gleichen "Experiment"?
#8
Pseudowissenschaft vermeidet es immer, ihre Behauptungen einem
aussagefähigen Test zu unterziehen.
Pseudowissenschaftler führen nie selbst
sorgfältige, methodische Experimente durch -- und sie
ignorieren im Allgemeinen auch die Resultate von solchen, die von
Wissenschaftlern durchgeführt wurden. Pseudowissenschaftler
überprüfen auch nie. Wenn ein
Pseudowissenschaftler behauptet, ein Experiment durchgeführt zu haben
(wie die "verlorenen" Biorhythmusstudien von Hermann Swoboda, die behauptete
Grundlage der modernen Pseudowissenschaft des Biorhythmus sind), versucht es
kein anderes Pseudowissenschaftler je, es zu duplizieren oder ihn zu
überprüfen, selbst wenn die ursprünglichen Resultate fehlen oder
fraglich sind! Wo weiterhin ein Pseudowissenschaftler behauptet, ein
Experiment mit einem bemerkenswerten Resultat durchgeführt zu haben,
wiederholt er es selbst nie, um seiner Resultate und
Vorgehensweisen zu überprüfen. Dieses steht im extremen Kontrast zur Wissenschaft,
in der entscheidende Experimente von den Wissenschaftlern auf der ganzen Erde
mit ständig steigender Präzision wiederholt werden.
#9
Pseudowissenschaft widerspricht sich häufig selbst, sogar in
ihren eigenen Begriffen.
Solche logische Widersprüche werden einfach ignoriert oder
wegrationalisiert. So sollten wir nicht überrascht
sein, wenn Kapitel 1 eines Buches über Rutenlaufen sagt, daß
Rutenläufer frisch geschnittene Zweige verwenden, weil nur "lebendiges"
Holz die "Erdstrahlung", die Rutenlaufen möglich macht,
kanalisieren und fokussieren kann, während Kapitel 5 angibt,
daß fast alle Rutenläufer Metall- oder Plastikruten benutzen.
#10
Pseudowissenschaft erzeugt absichtlich Mysterien, wo keine
existieren, indem sie entscheidende Informationen und wichtige Details
wegläßt.
Alles kann "mysteriös" gemacht werden, indem man wegläßt, was darüber
bekannt ist, oder indem man frei erfundene Details
präsentiert. Die "Bermudadreieck"-Bücher sind klassische Beispiele
dieser Taktik.
#11
Pseudowissenschaft macht keine Fortschritte.
Es gibt Moden und ein
Pseudowissenschaftler mag von Mode zu Mode springen (von Geistern zu
übersinnlicher Wahrnehmung, von fliegenden Untertassen zur Wahrsagerei
Studien, von übersinnlicher Wahrnehmung zur Suche nach Bigfoot). Aber
innerhalb eines gegebenen Themas wird kein Fortschritt gemacht.
Wenige oder keine neuen Informationen werden aufgedeckt. Neue Theorien
werden selten vorgeschlagen, und alte Konzepte werden selten im Licht
der neuen "Entdeckungen" geändert oder verworfen, da Pseudowissenschaft
selten neue "Entdeckungen" macht. Je älter die Idee, desto größer der
Respekt, mit der ihr begegnet wird. Keine Naturphänomene oder
Vorgänge, die der Wissenschaft vorher unbekannt waren, sind je
durch Pseudowissenschaftler entdeckt worden. In der Tat beschäftigen
sich Pseudowissenschaftler fast immer mit den Phänomenen, die zwar unter
Wissenschaftlern weithin bekannt, aber zugleich in der
Öffentlichkeit wenig bekannt sind -- damit die Öffentlichkeit schluckt,
was auch immer
der Pseudowissenschaftler behaupten möchte. Beispiele umfassen das
Feuerlaufen und die Kirlianfotografie.
#12
Pseudowissenschaft versucht, mit Rhetorik, Propaganda und falschen ErklŠrungen
zu überzeugen, nicht mit validen Belegen (die augenscheinlich
nicht existieren).
Pseudowissenschaftliche Bücher bieten Beispiele für fast jeden Typ von
falschen logischen Schlußfolgerungen, die den Gelehrten bekannt sind,
und bieten sogar einige neue, selbst erfundene Typen. Das
Lieblingswerkzeug ist das non sequitur. Pseudowissenschaftler lieben
auch das "Galileoargument". In diesem vergleicht sich der
Pseudowissenschaftler mit Galileo und das sagt, daß ebenso, wie seine
pseudowissenschaftlichen Erkenntnisse als falsch betrachtet werden,
auch Galileos Erkenntnisse von seinen Zeitgenossen als falsch
betrachtet wurden. Folglich müsse auch der Pseudowissenschaftler recht
haben, so wie ja auch Galileo letztlich recht gehabt hat. Selbstredend
ist dies keine zwingende Schlußfolgerung! Außerdem wurden Galileos
Ideen sofort von seinen wissenschaftlichen Kollegen überprüft,
bestätigt und angenommen. Die Zurückweisung kam von der etablierten
Religion, die die Pseudowissenschaft, die den Entdeckungen Galileos
widersprach, bevorzugte.
#13
Pseudowissenschaft argumentiert mit Unkenntnis, ein elementarer
Fehler.
Viele Pseudowissenschaftler gründen ihre Behauptungen auf
der Unvollständigkeit der Informationen über die Natur, und nicht etwa darauf,
was zum gegenwärtigen Zeitpunkt bekannt ist. Es ist aber völlig
unmöglich, daß eine Behauptung durch einen Mangel an Informationen
unterstützt werden könnte. Die Tatsache, daß Leute nicht
erkennen, was sie am Himmel sehen, bedeutet nur, daß sie nicht
erkennen, was sie sahen. Diese Tatsache ist kein Beleg dafür, daß
fliegende Untertassen aus den Weiten des Weltraums kommen.
Die Feststellung "Die Wissenschaft kann nicht erklären..."
ist weit verbreitet in pseudowissenschaftlicher Literatur.
In vielen Fällen hat die Wissenschaft kein Interesse an den angenommenen
Phänomenen, weil es keinen Beleg dafür gibt, daß sie existieren; in
anderen Fällen ist die wissenschaftliche Erklärung weithin bekannt
und durchweg etabliert, aber der Pseudowissenschaftler weiß dies nicht
oder ignoriert es absichtlich, um Mysterien zu erzeugen.
#14
Pseudowissenschaft argumentiert mit angeblichen Ausnahmen,
Fehlern, Abnormalitäten, merkwürdigen Ereignissen und
verdächtigen Behauptungen -- und nicht mit wohletablierten
Mustern der Natur.
Nach den Erfahrungen der Wissenschaftler während der letzten 400 Jahren
neigen Behauptungen und Berichte, die gut verstandenen
Gegenstände beschreiben, die sich auf merkwürdige und
unverständliche Weise benehmen, dazu, sich nach genauerer
Untersuchung auf überlegten Betrug, ehrliche Fehler,
verstümmelte Berichte,
Fehlinterpretationen, freie fabrizierte Geschichten und tollpatschige,
schwere Schnitzer zurückführen lassen. Es ist nicht klug, solche
Berichte wörtlich zu nehmen, ohne sie überprüft zu haben.
Pseudowissenschaftler betrachten solche Berichte immer
als wahr, Wort für Wort, ohne unabhängige Überprüfung.
#15
Pseudowissenschaft appelliert an den Glauben an Pseudoautoritäten, an Gefühle,
an Sentiments und an Mißtrauen gegenüber etablierten Fakten.
Ein Realschulabsolvent ohne mittlere Reife wird
als Experte für Archäologie akzeptiert, obwohl er Archäologie nie
auch nur versucht hat, zu studieren! Ein Psychoanalyst wird akzeptiert
als Experte für die gesamte Geschichte der Menschheit, nicht zu
vergessen Physik, Astronomie und Mythologie, obwohl seine Behauptungen
nicht konsistent mit all dem sind, was in allen vier Gebieten bekannt ist.
Ein Filmstar schwört, daß es wahr ist, also muß es wahr sein. Ein Physiker
sagt, ein "Hellseher" könnte ihn keinesfalls mit einfachen magischen Tricks
getäuscht haben, obgleich der Physiker nichts über Magie und
Handtricks weiß. Emotionale Anklänge sind weitverbreitet. ("Wenn
sie sich dadurch wohl fühlen, muß es wahr sein." "In Ihrem Herzen
wissen sie, daß es richtig ist.") Pseudowissenschaftler sind in eingebildete
Verschwörungstheorien vernarrt. ("Es gibt viele Belege für fliegende
Untertassen, aber die Regierung hält sie geheim.") Und sie
argumentieren mit Irrelevantem: Wenn sie mit unbequemen
Tatsachen konfrontiert werden, antworten sie einfach, "Wissenschaftler
wissen nicht alles!"
#16
Pseudowissenschaft stellt außerordentliche Behauptungen auf und trägt fantastische
Theorien vor, die dem widersprechen, was über die Natur bekannt ist.
Sie liefern
nicht nur keinen Beleg dafür, daß ihre Ansprüche zutreffend sind. Sie
ignorieren auch alle Entdeckungen, die ihre Schlußfolgerungen
widersprechen. ("Fliegende Untertassen müssen von irgendwoher kommen -- also
ist die Erde hohl, und sie kommen von innen." "Dieser elektrische
Funken, den ich mit diesem elektrischen Apparat erzeuge, ist in Wirklichkeit
keineswegs ein Funken, sondern eine übernatürliche Manifestation
psycho-spiritueller Energie." "Jeder Mensch ist umgeben von einer unfühlbaren
Aura elektromagnetischer Energie umgeben, dem Aura-Ei der alten Hindu-Seher,
das jede Stimmung und jeden Zustand des Menschen widerspiegelt.")
#17
Pseudowissenschaftler erfinden ihren eigenen Wortschatz, in dem es vielen
Bezeichnungen an exakten oder eindeutigen Definitionen mangelt,
in dem sogar manche Bezeichnungen gar nicht definiert sind.
Zuhörer werden häufig
gezwungen, die Aussagen entsprechend ihren eigenen vorgefassten
Meinungen zu deuten. Was, zum Beispiel, ist "biokosmische Energie"?
Oder ein "psychotronisches Verstärkungssystem?" Pseudowissenschaftler
versuchen häufig, die Fachsprache der wissenschaftlichen und technischen Felder
nachzuahmen, indem sie Kauderwelsch von sich geben, daß
wissenschaftlich und technisch klingt. Quacksalber wären ohne den
Begriff "Energie," verloren, aber ihr Gebrauch dieses Begriffes
hat aber auch gar nichts mit dem Konzept von Energie zu tun, daß von
Physikern verwendet wird.
#18
Pseudowissenschaft appelliert an die Wahrheits-Kriterien der wissenschaftlichen
Methodenlehre, verweigert dieser aber gleichzeitig die Gültigkeit.
So wird ein von der Vorgehensweise her unzulässiges Experiment,
das scheint, zu zeigen, daß Astrologie funktioniert, als "Beweis"
der Korrektheit der Astrologie vorgehalten, während Tausende von
stichhaltigen, sauber ausgeführten Experimente, die sie zeigen,
daß Astrologie nicht funktioniert, ignoriert werden.
Die Tatsache, daß jemand in einem wissenschaftlich Labor
mit einfachen Zaubertricks durchgekommen ist, dient als
Beweis dafür, daß er der Superman der Hellseher ist,
während die Tatsache, daß er in mehreren anderen Labors
mit seinen Tricks aufflog, ignoriert wird.
#19
Pseudowissenschaft behauptet, die Phänomene, die sie untersucht, seien
"eifersüchtig".
Die Phänomene erscheinen nur unter bestimmten, vage
spezifizierten aber essentiellen Bedingungen (beispielsweise, wenn keine
Zweifler oder Skeptiker anwesend sind; wenn keine Experten anwesend
sind; wenn niemand zuschaut; wenn die "Schwingungen" stimmen; oder
gar nur einmal in der menschlichen Geschichte). Wissenschaft fordert,
daß echte Phänomene durch jeden mit geeigneter
Ausrüstung untersuchbar sein müssen, und daß alle
Studien mit gültiger Vorgehensweise konsistente Resultate liefern müssen.
Danach ist kein echtes Phänomen "eifersüchtig". Es ist nicht möglich, einen
Fernsehapparat oder einen Radio so zu konstruieren, daß das Gerät nur arbeitet,
wenn keine Skeptiker anwesend sind! Ein Mann, der behauptet ein
Konzert-tauglicher Violinist zu sein, aber nicht den Anschein erweckt,
je eine Violine besessen zu haben, und es ablehnt, zu spielen, wenn jedermann
ihn hören könnte, lügt höchstwahrscheinlich in Bezug auf seine Fähigkeit,
Violine spielen zu können.
#20
Pseudowissenschaftliche "Erklärungen" tendieren dazu, Szenarien zu sein.
Das heißt, uns wird eine Geschichte erzählt, aber sonst nichts; wir
haben keine Beschreibung irgendeines möglichen physikalischen Prozesses.
Zum Beispiel behauptete der ehemalige Psychoanalyst Immanuel Velikovsky
(1895-1979), daß ein anderer Planet, der nahe an der Erde vorbeifliegt,
die Drehachse der Erde auf den Kopf stellen könnte. Dieses ist alles, was
er sagte. Er gab keine Mechanismus an. Der Mechanismus ist jedoch von
zentraler Bedeutung, weil die Gesetze der Physik einen solchen Vorgang als
unmöglich ausschließen. Das heißt, die Annäherung eines anderen Planeten
kann die Drehachse eines Planeten nicht auf den Kopf stellen.
Hätte Velikovsky irgendeinen Mechanismus entdeckt, nach dem
ein Planet die Drehachse eines anderen auf den Kopf stellen kann,
so hätte er vermutlich diesen Mechanismus beschrieben.
Die nackte Behauptung alleine, ohne den
zugrundeliegenden Mechanismus, hat keinerlei Informationswert.
Velikovsky sagte, daß die Venus einmal ein Komet war, und daß dieser Komet
von einem Vulkan auf dem Jupiter ausgestoßen wurde. Da Planeten Kometen
nicht ähneln (Kometen sind fels- und schneeballartige Rückstände ohne
jegliche Verbindung zu Vulkanen) und da der Jupiter ohnehin nicht
dafür bekannt ist, Vulkane zu haben (bzw. auch nur so etwas wie eine feste
Oberfläche), kann kein tatsächlicher physikalischer Prozeß den
Behauptungen Velikovsky zugrunde liegen. Er gab uns die Wörter,
die in einem Satz miteinander verknüpft waren, aber diese
Verknüpfungen waren Fremdkörper in dem Universum, in dem wir wirklich leben,
und er erklärte nicht, wie diese hätten existieren können. Er erzählte uns
Geschichten, gab uns aber keine echten Theorien.
#21
Pseudowissenschaftler appellieren häufig an die alte menschliche Gewohnheit
des magischen Denkens.
Magie, Zauberei, Hexenkunst -- all diese basieren auf zufälligen
Ähnlichkeiten, falschen Analogien, falschen
Kausalverbindungen zwischen Ursache und Effekt, usw. Das heißt,
unerklärliche Einflüsse und Verbindungen zwischen Dingen
werden von Anfang an angenommen
-- und nicht etwa durch Untersuchung gefunden. (Wenn sie auf einen
Sprung im Bürgersteig treten, ohne ein magisches Wort zu sagen, wird
ein Knochen im Körper ihrer Mutter springen; der Verzehr herzförmiger Blätter
hilft bei Herzproblemen; die Bestrahlung des Körpers mit rotem Licht
erhöht die Blutproduktion; Widder sind aggressiv,
also sind die im Zeichen des Widder Geborenen aggressiv.
Fische sind "Gehirnnahrung", weil das Fleisch der
Fische Gehirngewebe ähnelt, usw.)
#22
Pseudowissenschaft verlässt sich weitgehend auf anachronistisches Denken.
Je älter eine Idee, desto attraktiver ist sie für die Pseudowissenschaft
(es ist die Weisheit der Vorväter!), insbesondere, wenn die Idee ganz
offensichtlich falsch ist und schon vor langer Zeit von der
Wissenschaft verworfen wurde. Viele Journalisten haben Mühe, diesen
Punkt zu begreifen. Ein typischer Reporter, der über Astrologie
schreibt, mag denken, daß er gründlich gearbeitet hat, wenn er sechs
Astrologen und einen Astronomen interviewt. Der Astronom sagt, daß es
alle Unsinn ist; die sechs Astrologen sagen, es sei einfach großartig
und würde wirklich funktionieren, und für 50 Euro wären sie gerne
bereit, jedermann ein Horoskop auszustellen (daran besteht kein
Zweifel!). Für viele Reporter, und anscheinend auch für viele
Herausgeber und Leser, würde dies Astrologie sechs zu eins bestätigen!
Diese Tabelle stellt einige der charakteristischen Eigenschaften
von Wissenschaft und Pseudowissenschaft gegenüber:
Wissenschaft |
Pseudowissenschaft |
Ihre Entdeckungen werden hauptsächlich durch wissenschaftliche
Journale vermittelt, die Artikel durch
wissenschaftliche Gutachter überprüfen lassen,
und die rigorose Standards für Ehrlichkeit und Genauigkeit aufrechterhalten.
|
#23
Die Veröffentlichungen sind an die allgemeine Öffentlichkeit gerichtet.
Es gibt keine Gutachten, keine Standards, keine Überprüfung
vor der Veröffentlichung, keine Anforderungen an Genauigkeit und
Präzision.
|
Reproduzierbare Resultate werden verlangt; Experimente müssen genau
beschrieben werden, damit sie genau kopiert werden oder
verbessert werden können.
|
#24
Resultate können nicht reproduziert oder überprüft werden.
Studien werden, wenn es sie überhaupt gibt, immer so vage beschrieben,
daß man nicht verstehen kann, was getan wurden, oder wie es getan
wurde.
|
Fehlschläge werden gesucht und genau analysiert, weil falsche Theorien
auch zufällig korrekte Vorhersagen machen können, während keine
korrekte Theorie falsche Vorhersagen macht.
|
#25
Fehlschläge werden ignoriert, entschuldigt, versteckt, mit Lügen kaschiert,
verniedlicht, wegerklärt, rationalisiert, vergessen, um jeden Preis
vermieden.
|
Im Laufe der Zeit wird mehr und mehr in Erfahrung gebracht über
die untersuchten physikalischen Prozesse.
|
#26
Keinerlei physikalischen Phänomene oder Prozesse werden je gefunden
oder untersucht. Es gibt keinen Fortschritt; nichts konkretes
wird dazugelernt.
|
Überzeugt durch Hinweisen auf Belege, durch Argumente, die auf
logischem und/oder mathematischem Denken basieren, durch
Darbieten der besten Erklärung, die die Daten erlaubt.
Wenn neue Belege alten Ideen widersprechen, werden die Ideen aufgegeben.
|
#27
Überzeugt durch Appellieren an Glauben und Vertrauen.
Pseudowissenschaft hat ein starkes quasi-religiöses Element: Sie
versucht zu konvertieren, nicht zu überzeugen. Sie sollen trotz der
Tatsachen, nicht wegen dieser, glauben. Die ursprüngliche Idee wird nie
aufgegeben, was auch immer an Belegen vorliegt.
|
Befürwortet bzw. vermarktet keine ungeprüfte Praktiken oder Produkte.
|
#28
Verdient im Allgemeinen seinen Lebensunterhalt teilweise oder ganz durch
den Verkauf fraglicher Produkte (wie Bücher, Kurse und Nahrungsergänzungen)
und/oder pseudowissenschaftliche Dienstleistungen (wie z. B.
Horoskope, Charakterlesen, Geisterbotschaften und Vorhersagen).
|
#29
Diese Tabelle könnte man fast beliebig fortsetzen, weil Wissenschaft
und Pseudowissenschaft die Natur auf genau entgegengesetzte Weisen
betrachten. Wissenschaft baut auf -- und beharrt auf --
Selbst-Überprüfung, Tests und analytisches Denken, die es einem schwer
machen, sich selbst zu täuschen oder den Fakten auszuweichen.
Pseudowissenschaft konserviert andererseits die alten, natürlichen,
irrationalen, unobjektiven Denkweisen, die hunderttausende von Jahren
älter sind, als die Wissenschaft -- Gedankenprozesse, die Aberglauben
und andere phantasievolle und irrtümliche Ideen über Mensch und Natur
ausgelöst haben -- von Voodoo bis zum Rassismus; von der Erde als flache
Scheibe bis zum hausartigen Universum mit Gott auf dem Dachboden, Satan im
Keller und den Menschen im Erdgeschoß; von Regentänzen bis zum Quälen und
Brutalisieren geistig Kranker, um die Dämonen zu verjagen, von denen
sie besessen sind. Pseudowissenschaft regt Leute an, alles zu glauben,
was sie nur wünschen. Sie liefert scheinbar einleuchtende "Argumente",
die dazu verführen, fälschlich zu glauben, daß aber auch wirklich jeder
Glaube gleichermaßen gültig sei. Wissenschaft beginnt damit, zu sagen,
laßt uns all das vergessen, von dem wir nur glauben, es sei so, und
laßt uns versuchen durch Untersuchung herauszufinden, wie es wirklich
ist. Diese Straßen kreuzen sich nicht; sie führen in völlig
entgegengesetzte Richtungen.
#30
Eine gewisse Verwirrung diesbezüglich wird verursacht durch das, was
wir "Spurwechsel" nennen konnten. "Wissenschaft" ist kein Ehrenabzeichen,
das man trägt, es ist eine Aktivität, die man ausführt. Wann immer man
mit dieser Aktivität aufhört, hört man auf, ein Wissenschaftler zu
sein. Eine beunruhigende Menge von Pseudowissenschaft wird von den
Wissenschaftlern generiert, die in einem Fachgebiet gut ausgebildet
sind, dann aber auf ein anderes Fachgebiet wechseln, von dem sie keine
Ahnung haben. Ein Physiker, der behauptet, eine neues Grundprinzip
der Biologie gefunden zu haben ein -- oder Biologe, der behauptet, eine
neue Grundprinzip der Physik gefunden zu haben -- treibt nahezu immer
Pseudowissenschaft. Und ebenso diejenigen, die ihre Daten fälschen,
oder Daten unterdrücken, die in Konflikt mit ihren vorgefassten
Meinungen stehen, oder sich weigern, anderen ihre Daten zwecks
unabhängiger Auswertung zu überlassen. Wissenschaft ist wie ein hoher
Gipfel der intellektuellen Integrität, der Gerechtigkeit und der
Vernunft. Die Spitze ist glatt und schlüpfrig. Es erfordert enorme
Anstrengung, in ihrer Nähe zu bleiben. Nachlassende Bemühung trägt
einen weg, in die Pseudowissenschaft. Ein Teil der
Pseudowissenschaft wird auch von Einzelpersonen mit stark limitierten,
spezialisiertem wissenschaftlichem oder technischem Training erzeugt,
die keine professionellen Wissenschaftler sind, und die die wahre Natur
des wissenschaftlichen Unterfangens nicht verstehen -- sich selbst
jedoch als "Wissenschaftler" sehen.
#31
Man könnte sich wundern, ob es nicht Beispiele von "Spurwechsel"
in die anderen Richtung gibt; nämlich Leute, deren Tun von
Wissenschaftlern zunächst als Pseudowissenschaft betrachtet,
schließlich aber doch als gültige Wissenschaft akzeptiert wurde, und
deren Ideen letztendlich von den Wissenschaftlern akzeptiert wurden.
Nach all dem, was wir hier umrissen haben, würde man erwarten, daß
dies extrem selten geschieht, wenn überhaupt. Tatsächlich kennen weder
ich noch irgendeiner meiner Kollegen, die ich diesbezüglich
befragt habe, auch nur einen einzigen Fall, in dem diese während
der hunderte von Jahren geschehen ist, in denen die volle wissenschaftliche
Methode Wissenschaftlern bekannt ist und von diesen genutzt wird.
Es gibt viele Fälle, in denen ein Wissenschaftler von den
Kollegen als im Irrtum befindlich betrachtet wurde,
aber später -- wenn neue Informationen
dazukommen -- doch nachweislich richtig lag. Wie jedermann
sonst, können auch Wissenschaftler ein Gespür dafür haben,
das etwas möglich ist, ohne genug Belege zu haben, um ihre
Kollegen zu Überzeugen, daß sie richtig liegen. Solche Leute werden nicht
zu Pseudowissenschaftler, es sei denn, sie fahren fort, ihre Ideen
als richtig zu bezeichnen, obwohl sich die konträren Belege schon stapeln.
Irrtum und Fehler sind unvermeidbar; wir sind alle menschlich, und
wir alle irren und machen Fehler. Wirklichen Wissenschaftler
sind jedoch stets vor Fehlern auf der Hut, und schnell darin, erkannte
Fehler zu korrigieren. Pseudowissenschaftler nicht. #32 Tatsächlich ist
Pseudowissenschaft kurz definiert "eine Methode für das Entschuldigen,
das Verteidigen und das Konservieren von Fehlern".
Pseudowissenschaft erscheint gebildeten, rationalen Leuten oft als
zu sinnlos und zu grotesk, als daß sie gefährlich sein könnte,
eher als Quelle der Unterhaltung denn als Quelle von Furcht.
Leider ist diese keine kluge Einstellung.
Pseudowissenschaft kann extrem gefährlich sein.
- Penetriert sie politische Systeme, so rechtfertigt sie Greueltaten
im Namen der Rassenreinheit.
- Penetriert sie das pädagogische System, so kann
sie Wissenschaft und Vernunft verjagen.
- Auf dem Gebiet der Gesundheit verurteilt sie Tausende
zum unnötigen Tod oder zu unnötigem Leiden.
- Penetriert sie Religionen, so erzeugt sie Fanatismus, Intoleranz und
heilige Kriege.
- Penetriert sie Kommunikationsmedien, so kann sie es
Wählern schwer machen, auf Tatsachen beruhende
Informationen über wichtige öffentliche Themen zu erhalten.
Empfohlene Literatur
- Science and Unreason, D. & M. Radner, Wadsworth, California, 1982.
- Exploring the Unknown, Charles J. Cazeau & Stuart D. Scott, Jr.,
Plenum, New York, 1979.
- Fact, Fraud and Fantasy, Morris Goran, A. S. Barnes, New Jersey,
1979.
- Flim-Flam! By James Randi, Prometheus, NAmherst, N.Y., 1982.
- How to Think about Wierd Things: Critcal Thinking for a New Age,
Theodore Schick, Jr., Lewis Vaughn, Mayfield, Mountain View, Calif.,
1995.
- Paranormal Borderlands of Science, Ed. by Kendrick Frazier,
Prometheus, Amherst, N.Y., 1981.
- Science Confronts the Paranormal, Ed. by Kendrick Frazier,
Prometheus, Amherst, N.Y., 1985.
- Science, Good, Bad and Bogus, Martin Gardner, Prometheus, New York,
1981; Avon, New York, 1982.
- Science and the Paranormal, Ed. by George O. Abell and Barry Singer,
Scribners, New York, 1981.
- Extrasensory Deception, Henry Gordon, Prometheus, Amherst, N.Y.,1987.
- Pseudoscience and the Paranormal, Terence Hines, Prometheus, Amherst,
N.Y., 1988.
(Mit Links versehene Version des
Textes über Pseudowissenschaft
im
Wörterbuch
der
Skeptischen Ecke.)
Eine Pseudowissenschaft ist eine Ideenkonstellation, die auf Theorien
beruht, die als wissenschaftlich ausgegeben werden, es aber nicht sind.
Eine Theorie ist wissenschaftlich, wenn (und nur wenn) sie eine Reihe
von empirischen Phänomenen erklärt und auf sinnvolle Art und Weise
empirisch getestet werden kann. Wissenschaftliches Testen schließt
meistens die Ableitung empirischer Voraussagen aus der Theorie ein. Um
Sinn zu machen, müssen diese Voraussagen, zumindest im Prinzip,
widerlegbar sein; diese Eigenschaft wissenschaftlicher Theorien wurde
von Karl Popper "Falsifizierbarkeit" genannt. #33 Eine
pseudowissenschaftliche Theorie gibt vor, wissenschaftlich (d.h.
falsifizierbar) zu sein, doch entweder ist die Theorie nicht wirklich
falsifizierbar oder sie ist bereits falsifiziert, aber ihre Anhänger
lehnen es ab, diese Falsifikation zu akzeptieren.
#34 Pseudowissenschaftler behaupten, ihre Theorien basierten auf
empirischen Belegen, und manchmal verwenden sie sogar wissenschaftliche
Methoden, obgleich ihre Auffassung, was ein kontrolliertes Experiment
ausmacht, unzureichend ist. Viele Pseudowissenschaftler genießen es,
auf die Konsistenz (den inneren Zusammenhang) ihrer Theorien mit den
bekannten Tatsachen oder den vorausgesagten Konsequenzen hinzuweisen,
aber sie erkennen nicht, dass diese Konsistenz gar nichts beweist. Es
ist eine notwendige, aber keine hinreichende Bedingung, dass eine gute
wissenschaftliche Theorie den Tatsachen nicht widerspricht. Eine
Theorie, die dies tut, ist ganz offensichtlich keine gute
wissenschaftliche Theorie; aber daraus folgt nicht, dass eine Theorie,
die mit den Fakten im Einklang ist, automatisch eine gute Theorie ist.
So wird zum Beispiel "die Wahrheit der Hypothese, dass die Pest von
bösen Geistern verursacht wird, nicht bestätigt von der Richtigkeit der
Schlussfolgerung, dass man die Seuche vermeiden kann, wenn man sich von
den bösen Geistern fernhält."
Mehrere Eigenschaften von Pseudowissenschaftlern und -wissenschaft
treten wiederholt auf:
#35 Die Neigung, Theorien
vorzuschlagen, die als wissenschaftlich vorgebracht werden, aber in
keinster Weise sinnvoll empirisch getestet werden können; d.h. die
Theorie ist konsistent mit jedem nur denkbaren Ereignis, und keine aus
ihr abgeleiteten Voraussagen könnten sie jemals falsifizieren. Oder die
Theorie wird in Begriffen von nicht empirisch zugänglichen Elementen
formuliert Ð siehe etwa Dianetik.
#36 Die sture Weigerung,
eine Idee im Angesicht überwältigender Beweise aufzugeben, und der
Gebrauch von Ad-Hoc-Hypothesen, um Gegenbeweise hinwegzuerklären.
#37 Die selektive
Verwendung von Daten: Die Neigung, sich auf bestätigende Ergebnisse zu
beschränken und widerlegende Ergebnisse zu ignorieren.
#38 Die Verwendung von
persönlichen Anekdoten als Beleg.
#39 Der Mangel an
Bedenken angesichts des Mangels an Beweisen, die die eigene Theorie
stützen würden.
#40 Die Verwendung von
Mythen oder Geschichtsrätseln, um Theorien zu stützen, mit denen dann
die Mythen oder Rätsel hinwegerklärt werden. Siehe etwa Erich von
Däniken oder Kreationismus.
#41 Leichtgläubigkeit,
insbesondere im Bereich Paranormales, Übernatürliches oder
Außerirdisches.
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